«Leben ist Bewegung, Bewegung ist Leben»
Die Feldenkrais-Methode ist ein innovatives Lernsystem, das körperliche Bewegung nutzt, um die Selbst-Organisation des menschlichen Organismus zu verbessern. Durch mühelose Bewegungslektionen werden Körperwahrnehmung und Körperbewusstsein auf eine äusserst wirksame Weise geschult.
Im Laufe unseres Lebens prägen sich durch individuelles Lernen und Erfahren ureigene Bewegungs- und Haltungsmuster. Diese hinterfragen wir in der Regel erst, wenn Verspannungen oder Schmerzen uns dazu zwingen, nach den Ursachen dieser Störungen zu forschen. Oft sind solche eingeschliffenen Verhaltensmuster aber leicht zu verändern. Dazu ist allerdings ein bewusstes Wahrnehmen und Erkennen unserer Gewohnheiten nötig.
Die Struktur der Feldenkrais- Lektionen fördert unsere Wahrnehmungsfähigkeit und setzt auf die natürliche Lernfähigkeit des Menschen. Durch dieses sensomotorische Lernen werden die selbstregulierenden und ordnenden Kräfte des Nervensystems angeregt, welche helfen, alltägliche Bewegungshandlungen sinnvoller zu gestalten. Die Feldenkrais-Methode gilt heute als eine der differenziertesten pädagogischen Methoden, um körperliche und geistige Funktionen zu erhalten und zu verbessern.
Prävention
Durch das Verfeinern deiner Eigenwahrnehmung lernst du, schädigende Bewegungs- und Stressmuster zu erkennen und zu verändern. So kann Abnützung und Überlastungen vorgebeugt werden.
Entspannt und erfrischt
Du lernst, Spannung und Entspannung selbst zu regulieren. So werden chronische Schmerzen, Verspannungen und Stress abgebaut, und es entsteht mehr Leichtigkeit und Beweglichkeit.
Koordiniert
Du verfeinerst deine Bewegungskoordination und wirst effizienter, müheloser und klarer in deinen Bewegungsabläufen.
Schafft neuen Bewegungsspielraum
Du veränderst gewohnheitsmässige Haltungsmuster und findest zu einer spontanen und dynamischen Art, dich im Leben zu bewegen.
Bewegt
Du stärkst deine Gesundheit, deine Lebensfreude und die Fähigkeit, achtsam mit Veränderungen umzugehen.
Anwendungsgebiete
Die Feldenkrais-Arbeit orientiert sich am Menschen als ganzheitliche Persönlichkeit und ist ein Lernprozess, der die Gesundheit fördert und erhält. Bewährt hat sie sich bei folgenden medizinischen Indikationen:
- Rehabilitation nach Unfall, Krankheit oder Operationen, deren Folgen das Bewegungsverhalten nachhaltig beeinflussen
- Chronische und unspezifische Rückenschmerzen, Diskushernien und Hexenschuss
- Anhaltende Verspannungen in Schultern- und Nackenbereich, Nackenschmerzen, Kopfschmerzen und Migräne
- Schleudertrauma
- Schmerzen in Knie- und Hüftgelenk
- Tennisarm, Mausarm, RSI (Repetitive Strain Injury)
- Nächtliches Zähneknirschen und chronische Verspannungen in Gesicht Mund und Kiefer
- Rheumatische Erkrankungen, neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose
- Stressbedingte Funktionsstörungen wie Schlafprobleme, Konzentrationsschwierigkeiten usw.
Der Begründer der Methode
1904 in Russland geboren, war Feldenkrais in der ersten Hälfte seines Lebens Physiker. Zusammen mit Joliot Curie führte er die erste Kernspaltung in Frankreich durch.
Seit seiner Jugend betrieb er Judo und andere Sportarten und entwickelte ein überdurchschnittliches Interesse für effiziente Bewegung. Motiviert durch eine Knieverletzung, begann er damit zu experimentieren, wie Menschen geholfen werden könnte, ihre angeborenen Fähigkeiten besser zu gebrauchen.
Dies führte ihn zu bahnbrechenden Entdeckungen über die Zusammenhänge zwischen unseren körperlichen Bewegungen und der Art, wie wir denken und fühlen. In jahrzehntelanger Forschungsarbeit entwickelte er eine Methode, die Erkenntnisse der Biomechanik, Hirnforschung, Pädagogik und Psychologie zu einem höchst wirksamen System der Gesundheits- und Lernförderung vereint.
Dabei kommt es zu einer Art neuro-muskulärer Re-Organisation: Man bewegt sich nach einer Feldenkrais-Übung meist ein wenig anders als zuvor, der Körper fühlt sich leichter an, seine Bewegungen sind geschmeidiger. Inzwischen haben Hunderttausende von Menschen in aller Welt die Methode erfolgreich angewandt.
Wissenschaftliche Grundlagen
In seiner wissenschaftlichen Arbeit und in deren Nutzanwendung war Feldenkrais seiner Zeit weit voraus. So betrachtete er die Art und Weise, «wie wir handeln und uns bewegen und wie wir uns allgemein leiten, lenken und regieren» (Feldenkrais 1987) nicht durch «unseren gewohnheitsmässigen Raster des Kausalschemas» (ebd.). Er fragte nicht: Was geschieht und warum, sondern wie geschieht es und wozu?
Feldenkrais hat die Veränderung wissenschaftlicher Grundannahmen aus der Physik (Paradigmenwechsel) in seine Lernmethode einbezogen: Als Beobachter ihrer selbst trägt die Person in der Art und Weise, wie sie wahrnimmt, zur Veränderung dessen bei, was sie beobachtet. Er dachte und experimentierte also bereits in Kategorien der Systemtheorie und der Kybernetik.
Vor allem aber hat Feldenkrais die Bedeutung der Schwerkraft für Verhalten und für die Gestaltung von Lernprozessen untersucht. Sein Interesse galt dem Handlungsablauf. Körperhaltung verstand er deshalb als auf Verhalten bezogenen (dynamischen) Prozess, nicht als einen (statischen) Zustand.
Feldenkrais kombinierte sein Wissen und seine Praxis der fernöstlichen Kampfkünste (Judo, Jiu-Jitsu) mit Kenntnissen aus der Physik, der Mechanik und Elektrotechnik, der Anatomie und der Verhaltensphysiologie. Er liess sich beeindrucken von der Philosophie der Selbstverbesserung von Emil Coué und George I. Gurdieffs Philosophie zur Selbstbewusstheit von Körper und Geist als lebenslangem Lernprozess.
In seine Forschungen bezog er Theorien der Neurophysiologie ein, insbesondere die des russischen Forschers Alexander Luria, Charles Darwins Evolutionstheorie, die Verhaltensforschung von Konrad Lorenz und Jean Piagets Entwicklungspsychologie. Er kannte die Forschungsergebnisse der Biomechanik und der Bewegungs- Wissenschaften (etwa Arbeiten von Nicolai Bernstein).
Ausführlich befasste sich Feldenkrais mit (seinem Denken verwandten) Ansätzen von F. Mathias Alexander (Alexander-Technik) und von Elsa Gindler und Heinrich Jacoby (später von Charlotte Selver weiterentwickelt zu sensory awareness).
Er griff Gedanken der Systemtheorie (Gregory Bateson) und der Kybernetik (Heinz von Foerster) und die Metapher des Gehirns als eines Hologramms (Karl H. Pribram) auf, weil sie seinen eigenen Forschungsergebnissen entsprachen. Und er liess sich beeindrucken von der Gestalttherapie Fritz Perls und systemischen Ansätzen in der Psychotherapie, insbesondere der Hypnotherapie von Milton Erickson.
In vielen dieser Arbeiten wird das Denken in eher mechanischen und kausalen Begriffen von Reiz- Reaktions- Schemata allmählich abgelöst durch Theorien, die statt dessen von wechselseitig sich beeinflussendem, zirkulärem System- Umwelt-Geschehen ausgehen wie z.B. Umwelt – Sinnesempfindung – Nervensystem – motorische Tätigkeit – Umwelt (Feldenkrais 1987:189).
Bei der Weiterentwicklung dieser Konzepte – insbesondere in den Kognitionswissenschaften und der Neurobiologie – ist die Idee einer Abbildung der äusseren Welt im Inneren des Gehirns (Die Welt als Ursache von Erfahrung) inzwischen aufgegeben worden.
Vergleichsstudie Physiotherapie oder Feldenkrais bei Schulter- und Nackenbeschwerden
Quelle: Informations- Broschüre Feldenkrais- Verband Deutschland: «Gesundheitsförderung mit der Feldenkrais- Methode», München 2008
Studie über die Anwendung der Feldenkrais-Methode bei chronischen Rückenschmerzen
Im Sahlgrenska Universitätskrankenhaus in Göteborg (Schweden) berichten Patienten mit chronischen Rückenschmerzen nach durchschnittlich 30 Feldenkrais- Lektionen in der Gruppe über eine verbesserte Fähigkeit, Stress- Situationen im Alltag zu erkennen und ihnen entgegenzuwirken, Muskel(ver)spannungen wahrzunehmen und Schmerzzustände mental durch leichte und langsame Bewegungen zu erleichtern. Alle Patienten waren betreffend ihrer eigenen Zukunft optimistisch und gingen davon aus, keine weitere medizinische Hilfe für ihre Rückenschmerzen im Anspruch nehmen zu müssen.
In der Pilotstudie waren 12 Patienten einbezogen, die über Jahre an chronischen Rückenschmerzen gelitten hatten. Als Kontrollgruppe dienten zwölf Personen ohne Rückenbeschwerden, die nach Geschlecht und Alter der Untersuchungsgruppe entsprachen. Die Versuchspersonen erhielten Feldenkrais- Unterricht in einem Zeitraum zwischen vier und zwölf Monaten. Besonders interessant an dieser Studie ist die Tatsache, dass neben Interviews zu Beginn und zum Ende des Lehrprogramms auch ein visueller Test (Posturo- Locomotion- Maual (PML)Test) eingesetzt wurde. Mittels Videoaufnahmen konnten dadurch deutliche Veränderungen des Bewegungsverhaltens und der Bewegungsmöglichkeiten der Patienten gezeigt werden.
Schön- Ohlson, C., Willén J., Johnels, B.: «Sensory motor learning in patients with chronic low back pain. A Prospective pilot study with optoelectronic movement analysis», Spine 30 (17): E509- E516, September 2005 Quelle: Informations- Broschüre Feldenkrais- Verband Deutschland: «Gesundheitsförderung mit der Feldenkrais- Methode», München 2008
Studie über die Behandlung von chronischen Schmerz- Patienten mit der Feldenkrais- Methode
In einer an der Santa Barbara Regional Health Authoroty (Kalifornien, USA) durchgeführten Pilotstudie berichten Patienten mit chronischen Kopf- und oder Schmerzen des Bewegungsapparats über verbesserte Beweglichkeit und verringerte Schmerzwahrnehmung nach Feldenkrais- Gruppenunterricht. Dies galt sowohl direkt nach dem Programm als auch in einer Folgebefragung nach einem Jahr. Die Betroffenen erhielten in einer anfänglichen zweiwöchigen Intensivphase an vier Tagen in der Woche bis zu fünf Stunden Unterricht. In der zweiten Phase erfolgten für weitere sechs Wochen einmal pro Woche Gruppenlektionen. Bewertet wurde mit Hilfe eines Standardfragebogens der American Academy for Pain Management.
Die beiden Autoren berichten ausserdem über eine vierzig- Prozentige Reduzierung der Behandlungskosten gegenüber der Standardbehandlung chronischer Schmerzpatienten.